32. so’n mist

 32. so’n mist

Ein Mensch muss seinen Lebensunterhalt in der freien Welt verdienen, und das bedeutet Kapital.

Denver Griess liess zum wiederholten Mal die Ereignisse des vergangenen Tages vor seinem geistigen

Auge Revue passieren und versuchte einen plausiblen Zusammenhang herzustellen. Er hatte noch

einiges im Kopf zu sortieren, bevor er seine Seele ausspannen lassen konnte.

Er war zu Hause und wärmte eine zweite Tasse Kaffee auf aus dem Topf, den er in der Nacht vorher

zubereitet hatte. Es wurde Zeit zu sparen, Zeit, zurückzukehren zu einer Lebensweise, die ihm

einmal vertraut gewesen war. Reis und Bohnen zu essen war ein kleiner Preis, um den Frieden zu

bezahlen. Er wusch seine schmutzige Wäsche mit der Hand in der Badewanne mithilfe der neuen,

starken, von seiner Mutter erhaltenen Schadstoffe, anstatt den nahegelegenen Waschsalon aufzusuchen.

Zur Mittagszeit ging er gewöhnlich zu Freunden und liess sich einladen um nicht Hunger zu

leiden.

„Lasst die Göttin für mich sorgen“, sagte er, zündete einen halb aufgerauchten Joint an, den er im

Aschenbecher gefunden hatte, und setzte sich in seinen riesigen ockerfarbenen Kunststoffsessel.

Der Sommer neigte sich dem Ende zu und bald würde die Regenzeit beginnen. Der Wechsel der

Jahreszeiten würde für die Kreativität seines Geistes förderlich sein, meinte er. Er würde über viel

freie Zeit verfügen. Schliesslich stand eine Ausstellung in der Notodo-Galerie bevor, und bisher hatte

er herzlich wenig dafür getan.

Heute, an einem Tag der Gemeinheiten, hatten sich Jeanie Johnson und Stephanie Savage im

Hinterzimmer eingeschlossen – immer ein nichts Gutes verkündendes Zeichen für alle Beschäftigten,

Diese listeten im Geist sämtliche Fehler auf, die sie in den letzten Wochen glaubten begangen zu

haben. Denver hatte das schon früher erlebt. Er versuchte sich auf die vorliegende Arbeit zu konzentrieren,

blieb den Kunden gegenüber freundlich und summte die Melodien zu den Liedern, die sie

kaufen wollten. Steve kam auf ihn zu.

„Da drin sprechen sie über mich, das ist mir klar“, flüsterte er Denver zu und seine braunen Augen

durchmassen den Raum. „Heute Morgen habe ich einen schrecklichen Fehler gemacht. Wir sollten

alle Polydora-Produkte aussortieren und sie an die Firma zurücksenden wegen irgendwelcher Streitigkeiten,

und mir war nicht bekannt, dass Gemini eine Tochterfirma war. Mensch, Stephanie war

stinksauer. Ich wusste, das wär’s dann für mich gewesen. So’n Mist! Nun werde ich keine freie Verfügung

über CDs mehr erhalten, um sie im Radio zu spielen. Es war schön mit dir zu arbeiten.“ Er

ging ohne Denvers Antwort abzuwarten.

Die Hinterzimmertür wurde krachend aufgestossen. Von seinem Platz an der Kassentheke

konnte Denver Jeanies missmutiges Gesicht erblicken, als es durch die halb geöffnete Tür spähte,

als ob sie einen widerspenstigen Angestellten erwischt hätte, der es gewagt hatte das Geheimgespräch

zu belauschen. Natürlich hatte es niemand gewagt. In Zeiten voller Feindseligkeiten

hielten es alle für ratsam den Mund zu halten und sich der Arbeit zu widmen, so als ob nichts gewesen

wäre.

Denver bemühte sich Augenkontakt mit seiner Chefin zu vermeiden aus Furcht vor sofortiger Kritik.

Er wickelte geschäftig den Kauf eines Kunden ab, nahm das Geld ein und steckte die CD in die

mit einem Markenzeichen versehene, rot beschriftete, orangefarbene Plastiktüte und wünschte einen

‚Guten Tag‘.

„I wanna, wanna a with you. I wanna, wanna be to you. I wanna, wanna see to you. I wanna, wanna

for you.“ Den hörte den Rhythmus der neuen Single der lokalen Musikgruppe ‚The Geniuses‘, die von

dem DJ des Geschäfts aufgelegt worden war. „I wanna, wanna e with you, I wanna, wanna fly to you,

I wanna, wanna …“


„Denver!“, eine Stimme unterbrach seinen Hörgenuss, „Ich habe Tracy gebeten deinen Platz einzunehmen.

Jeanie und ich möchten dich im Hinterzimmer sprechen.“

Es war die unmissverständliche Wehklage von Stephanie Savage, deren Todesstoss er empfand,

obwohl er sich nicht umgedreht hatte. Er spürte das Blut aus den offenen Wunden laufen, die sie ihm

schlagen wollte. Er hatte schon einmal den Horror erlebt, mit Stephanie und Jeanie in dem gleichen

Raum gefangen zu sein, nachdem er an zahlreichen New-Age-Seminaren hatte teilnehmen müssen,

um weiter in dem Betrieb bleiben zu können.

Um die Angestellten besser und damit produktiver werden zu lassen, wurde darauf bestanden,

dass alle ein monatliches Team-Spirit-Seminar besuchten. Unter starkem Neonlicht sass man dann auf

dem Fussboden. Zunächst wandte sich Stephanie einzelnen Personen zu, kritisierte deren Fehler im

vergangenen Monat und versuchte ihr Selbstbewusstsein zu schwächen. Danach bemühte sie sich,

dieses im Sinne der Firmenphilosophie jeweils wieder aufzubauen. Am Anfang war Denver nicht vertraut

mit dieser Art von Imagepflege, da er nie vorher in einer Firma gearbeitet hatte, die so voller

Stolz ihre Mitarbeiter zu manipulieren verstand.

Erstaunt beobachtete er, wie Stephanie sich jeden Monat speziell eine Person aussuchte, um sie

fertig zu machen. Im letzten Monat war Tracy dran gewesen. Kindesmisshandlung war als Grund

dafür angegeben worden, dass sie ‚Heaven 07‘ unter ‚Soul‘ anstatt unter ‚Elektronik‘ einsortiert hatte.

Stephanie hatte die arme Frau in Tränen ausbrechen lassen und wiederholt laut den Namen ihres

Vaters gerufen, bis Tracy schliesslich in eine Embryoposition am Boden gerollt war, nach Luft

schnappte und den Firmennamen herausschrie.

Jeanie, die immer in der Ecke gestanden und während der Vorwurfstiraden nichts gesagt hatte,

gebot Stephanie Einhalt und tröstete die geschwächte Angestellte und stand ihr bei der Wiedergeburt

bei. Stephanie bewachte den Ausgang zum Hinterzimmer, bis die Traumatisierte stark genug war aufzustehen

und sie zu umarmen.

Einen Monat davor war Denver das Opfer gewesen. Danach hatte er zwei Wochen Zeit erhalten

um darüber nachzudenken, ob er wirklich weiter in der Firma würde arbeiten wollen. Anfangs hatte

sie gesagt ihn beobachtet zu haben, eine Äusserung, die bei ihm sofort ein Gefühl von Verfolgungswahn

hatte entstehen lassen. Sie warf ihm dann vor, nicht den Enthusiasmus zu teilen, den sie zu fördern

sich bemüht hatte. Permanent wiederholte sie den Firmenslogan ‚Teamwork is Dream Work‘ als

Impuls für ihn den Spruch zu wiederholen.

Sie brachte ihn dazu zu erklären, weshalb er immer ein T-Shirt mit einem persönlichen Buchstaben

darauf trug. Als er nicht antwortete, zieh sie ihn der Unreife und unterstellte ihm darauf erpicht

zu sein, dass sein Ego gestreichelt würde um die in der Kindheit erlittene Frustration zu kompensieren.

So wäre es nicht verwunderlich, dass er ‚kritzelte‘, wie sie es formulierte – ‚ein deutliches Indiz

für introvertierte und unentwickelte sexuelle Tendenzen‘. Völlig bewegungslos sass Denver da, die

Hände in den Hosentaschen, und überlegte, ob er reagieren oder mit der Flut schwimmen sollte, bis

sie sich erschöpfte, denn er befand sich ja noch in der einjährigen Probezeit.

Die schleimig wirkende Jeanie war mit über der Brust gefalteten Armen in der Ecke stehen geblieben

ohne während des Wortschwalls ein einziges Wort zu sagen. Doch schliesslich mischte sie sich ein und

hielt Stephanie zurück, als diese vor Wut schäumte wegen Denvers Unwillen angemessen zu reagieren.

Denver überlegte, ob das wohl dieselbe Methode war, mit der im Militär die Rekruten behandelt

würden, und ob die Vorgesetzten die Soldaten anschrieen, anspuckten und sie sich derart elend fühlen

liessen, dass diese viel lieber Speichellecker wären. Kein Wunder, dass dieser Staat wie ein Polizeistaat

war mit Typen wie Major Savage, die tiefsitzende Frustrationen deshalb abreagierten, weil sie

freiwillig als Sklaven in eine andere Armee eingetreten waren.

Er betrat das Hinterzimmer und sah Jeanie in einer Ecke stehen. „nimm Platz, Denver!“, wies

Stephanie ihn beim Eintreten an. Rasch schloss sie die Tür und ging zum Schreibtisch. Minutenlang

war ausser dem Rascheln von Papier nichts zu hören.


„Kann ich rauchen?“, fragte er die Stille unterbrechend und empfing zwei Blicke, die Medusa hätten

versteinern lassen können. Er wagte es nicht seine Zigaretten zu nehmen, war aber stolz wenigstens

gefragt zu haben und sie dann überraschend in der Hand zu halten. Dann sprach Jeanie und

trat aus ihrer Ecke hervor.

„Ehrlich gesagt, Denver, hat sich die Qualität deiner Zusammenarbeit mit den anderen nicht zu unserem

gemeinsamen Vorteil entwickelt. Deine Eingliederung in den Betrieb ist nicht konfliktfrei

erfolgt, und es gibt viele, die darauf warten bei Power Records zu arbeiten und unserem Ideal eines

vorbildlichen Angestellten besser entsprechen würden. Deswegen haben wir beschlossen uns von dir

zu trennen.“ Jeanies Stimme verebbte und sie trat in die Ecke zurück.

„Vorbildlicher Angestellter?“, stellte er fragend in den Raum.

„Es tut mir leid. Die ganze letzte Woche habe ich über alles nachgedacht. Ich konnte nicht schlafen.

Es ist wirklich sehr schwer. Es tut mir sehr leid, sehr leid …“ Sie hielt inne, beugte ihren Kopf und

bedeckte ihre Augen mit der rechten Hand. Denver blickte auf zu Jeanie und bemerkte, dass sie auf

Befehl Tränen zu vergiessen schien.

„Was war denn so schlecht bei meiner Arbeit?“, fragte er unverblümt. „Ich bin immer pünktlich,

ich kenne meine Musik, ich bin den Kunden behilflich. Habe ich denn nicht kreative Arbeit geleistet

beim Dekorieren der Fenster? Was war nicht in Ordnung?“ Denver war sehr überrascht über eine

solch plötzliche Entlassung. Es dauerte einen Augenblick, bis Jeanie sich sammeln konnte. „Wie wir

gesagt haben.“ Sie schluckte. Wir haben einfach beschlossen,“, dabei warf sie Stephanie einen Blick

zu, „dass es eine strategische Aktion unsererseits wäre einen Mitarbeiter einzustellen, um dich und

Steve zu ersetzen, damit alles reibungsloser abläuft.“

„Leider wirst du kein Sozialgeld erhalten, weil du noch kein volles Jahr gearbeitet hast“, zwitscherte

Stephanie.

„Oh ja? Ich glaube, ich bin schon ein Jahr hier“, gab Denver zurück und richtete sich im Sessel

auf. „Ich wurde eingestellt um den Juan zu ersetzen, der Eheprobleme hatte und ins Gefängnis

musste.“

„Wir wissen, es wird ein Jahr …“, fügte Stephanie lächelnd hinzu, „morgen.“

„Bemühe dich nicht, jetzt den idealen Angestellten zu spielen. Es ist zu spät“, liess Jeanie verlauten.

Stephanie und ich haben die Kündigung schon unterschrieben,“

„Wir haben ein Empfehlungsschreiben verfasst und eine Mitteilung an die Suppenküche über deine

Arbeitslosigkeit, so dass du ein Anrecht hast auf freie Verpflegung“, sagte Stephanie und steckte die

Schreiben in einen braunen Manila-Briefumschlag. „Erforderlich ist nur noch deine Unterschrift.“

Stephanie kam heran. übergab ihm einen Manuskripthalter und einen Kuli und zeigte auf das rote X.

„Oh, Denver, ich fühle mich schlecht, schlecht, dies sagen zu müssen und daran zu denken, später

bei Steve das gleiche tun zu müssen.“ Wieder vergoss Jeanie Tränen und zitterte wie eine Schüssel

mit Gefühlsgelee. „Es tut mir so leid, dass es nicht …“

Denver sah durch starke Kosmetikstifte gefärbte schwarze Tränen Jeanies Wangen herab laufen.

Er las und unterschrieb seine Kündigung, zufrieden in dem Bewusstsein, aus rein ökonomischen

Gründen gefeuert worden zu sein und nicht, weil er fast jede Woche Werbe-CDs gestohlen hatte.

Zudem war es kein Vergehen, denn die Firmenpraxis verbot ja streng jeden Weiterverkauf. Eines Tages

würden sie als eine Art Versicherung dienen können, und, wie es schien, war die Zeit dafür jetzt gekommen.

„Wie auch immer, Jeanie.“ Er erhob sich und unterbrach ihre Gefühlsduselei. „Ich werde es überstehen.“

Er schaute zu Stephanie hinüber, die nach dem Manuskripthalter griff. „Hab’ ich bisher

immer.“ und warf ihn auf den Schreibtisch.

„Stephanie, reiche mir bitte ein Kosmetiktuch! Ich bin ziemlich durcheinander.“

Stephanie schaute Denver verachtend an. Sie holte rasch eine Schachtel Gesichtstücher aus dem

Leitungsbüro und reichte sie Jeanie.


Du sagtest es, du Trockenpflaume, du bist durcheinander, dachte Denver. Jeanie tat einen Schritt

in Denvers Dunstkreis, blickte auf und tupfte ihre Augen ab. „Ich weiss, ich war bösartig zu dir, und

es tut mir leid. Ich will dir nur sagen, dass ich dich immer geschätzt habe.“ Sie verursachte ihn zu

umarmen.

„O.K., ich mag dich auch, Jeanie, als Mensch.“ Denver reagierte nicht auf ihre Zuneigung. „Aber

mit dir zu arbeiten war schrecklich und auch mit dir, Major Stephanie.“ Diese liess jedoch die Beleidigung

an sich abprallen.

Wie konnte es eigentlich dazu kommen?, dachte er und wollte sich von Jeanies Körperkontakt

befreien. Ihr New-Age-Typen sollt euch durch die Institutionen arbeiten um die Gesellschaft zu verändern

und sie nicht übernehmen und die Ausbeutung fördern. Mir scheint, dass ihr ein Pack von

Wabbelarschkürbispflückern seid, die immer mit dem Wind pupsen, mal nach links, mal nach rechts.

Ihr predigt die Revolution als etwas Neues, wenn sich gerade die Evolution ereignet. Ihr blickt nicht

durch und ersetzt die gegenwärtigen Krakeeler durch eure schizophrenen Typen. Genau, wie es immer

war. Schweres „PMS“. Hochgradig lächerlich.

„Wenn ich noch etwas für dich tun kann, Denver“, sagte sie und schnaubte Nasenschleim hoch,

„Du weisst, wo du mich findest.“

„Ja, verdammt, gebt mir meinen Job wieder!“

„Das können wir nicht“, entgegnete Stephanie und war plötzlich aufmerksam. Nichts weiter.

Jeanie tat einen Schritt auf Denver zu und blickte ihm in die Augen. „Ich weiss, es ist schwer, aber

ich weiss, du schaffst es. Du bist stark.“ Sie ergriff seine Schultern. „Betrachte es als frischen Start!

Ergreife die Chance der Veränderung und dir kann nichts passieren!“

Denver blieb Jeanie gegenüber taub. Ohne weitere Worte ergriff er systematisch seine Sachen,

warf einen letzten Blick in das Kriegszimmer und schritt hinüber zur Stechuhr. Beide Frauen verharrten

geduldig, als er seine Zeitkarte stempelte und sie Stephanie übergab.

„Ich nehme an, ich erhalte meinen letzten Gehaltscheck am Monatsende,“

„Wir senden ihn dir zu“, stellte Stephanie kühl fest und überreichte ihm den Briefumschlag. „Hoffentlich

sehe ich das T-Shirt nie wieder.“

Er vermied Augenkontakt mit dem dünnlippigen Leguankiller, als er die Tür aufstiess. „Du erhältst

eine Kopie.“

„Könntest du Steve herschicken?“, fragte Jeanie. „Danke, Denver, und gehe in Frieden!“ Sie faltete

ihre Hände wie zum Gebet.

„Zur Hölle mit euch beiden und zurück! Heil Peace!“ sagte Denver pathetisch, wobei er seinen linken

Arm ausstreckte und die Hacken zusammenschlug. „California über alles!“

Er drehte sich um und lief durch das Geschäft, dachte aber gar nicht daran Steve etwas über sein

Schicksal mitzuteilen. Seinen ehemaligen Kollegen nickte er zu, wohl wissend, dass sie Kenntnis hatten

von dem, was ihm gerade passiert war und verliess das Gebäude für immer.

Er holte sein Fahrrad von dem Glyzinienstrauch, stieg auf und radelte gemächlich fort. Niedergeschlagen,

weil wieder aus einem Arbeitsverhältnis entlassen, fuhr er in Schlangenlinien durch die

Strassen von Sacramento und überlegte sich, welche Möglichkeiten es nun für ihn noch gab, nachdem

ihn eine der letzten Bastionen alternativer Arbeitsbedingungen entlassen hatte. Würde er letzten

Endes irgendeine Uniform zu tragen haben, sich unzumutbaren Arbeitsprozessen unterwerfen,

völlig gegen sein Gewissen oder seine Natur handeln müssen?Er bog in eine Gasse ein zum wohl

allerletzten Mal, wurde fast sentimental beim Anblick der vertrockneten Exkremente der sich langsam

bewegenden, seltsamen Insekten und all der Müllcontainer, die überquollen von biologisch nicht

abbaubarem Abfall. Da verbrachte ein Penner seine Zeit mit einer Flasche gepanschten Weins auf

einer Pseudotweedcouch.

Er fühlte sich wie eine kürzlich entthronte Miss America, die sich verabschiedet und ein letztes

Mal den Laufsteg entlang geht. Er winkte zum Abschied einer Kiste mit nicht mehr gebrauchter


Polyesterkleidung zu. Ein letztes Adieu nickte er den zerstörten Lowquat-Früchten zu, die von den

Bäumen gefallen waren und auf dem betonierten Gehwegen verrotteten. Wahrscheinlich zum letzten

Mal vernahm er auch das Kindergeschrei aus einer Wohnanlage.

„Euch alle werde ich vermissen“, sprach er zu sich selbst und hielt an einem Telefonmast an, um

das Neueste über den Art Angels zu lesen:


Lesbierinnen und Kaufhausdiebe der Welt

vereinigt euch und übernehmt die Macht!

Stehlt aus Kettenläden!


Alle Macht dem Volk!

Der Art Angles nennt die vier Gefühle, die schlechte Schwingungen bewirken:

Da ist zunächst der Neid, süss wie Schokolade

Gier entspringt den Doktrinen institutionalisierter Religionen

Eifersucht ist das trügerische Gefühl durch dichten Talnebel zu stochern, hysterisch verlassen

spontane Handlungen begehend, die melodramatische Schlagzeilen hervorrufen auf den

Titelseiten der tendenziösen Klatschpresse.


Zorn ist der gemeinsame am Horizont tobende Nenner.

Das wurde mir klar beim Fernsehen. 

Jetzt weiss ich, dass Chauvinismus eine stolze und streitsüchtige

Form von Patriotismus und dass Fahnen schwenkende, schreiende nationalistische Hoohas

Rassisten sind und die Armen hassen.


Sie versuchen mit aller Macht ihre Zahl zu begrenzen und reinrassig zu halten

im Denken und Fühlen,

aber

Händler haben kein Land.


Radikal sein allein genügt nicht.

Sozialer Wandel erfolgt nur,

wenn passive und gewaltsame Methoden des Widerstands eingesetzt werden.

Wenn der Kampf fast gewonnen ist, müssen sich diese Kräfte vereinigen.


Folgendes ist jedenfalls notwendig,

meint der Art Angels:

Wir müssen

die Anhäufung von Reichtum begrenzen,

die Kontrolle über unsere Naturschätze übernehmen,

die Regierungsgewalt dezentralisieren,

völlige Transparenz und Verantwortlichkeit verlangen.

die lokale Wirtschaft unterstützen!


Sendet von J-Mart und Hal-Mart entwendete Waren an


The Robina Hood Foundation

– postlagernd –

Sacramento, California 95814


und denkt daran:

Dreimal erwischt bedeutet: Lebenslänglich!






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02. es dämmerte dee / dees dämmern / dee dämmern / dee dämmern / dämmern / dee

01. park und sonne

Kranke Sakramente - Anmerkung des Autors