08. rush

08. rush


Rush: Ihr hört den Neusprache-Sender. Heute ist der nationale Tag der Empfangschefs, und ich

möchte allen, die ihren Firmen dienen, den Betriebsplan überwachen und Telefonanrufe

beantworten, herzlich danken. Zunächst eine kurze Übersicht über die Verkehrslage: Auf

Highway 99 bei Sierra Stau, zum Zentrum bin z.hflüssiger Verkehr auf dem I-5 und ebenso

stockender Verkehr um die Manlove-Road-Ausfahrt. Auf dem Highway 80 fliessender Verkehr

bis nach Arden. Die Lite-Rail-Trams fahren nur mit 40 Prozent Kapazität.

Ich sitze hier zusammen mit einigen Liberalen. Ja, es gibt sie noch. Ich möchte sie euch kurz

verstellen. Da ist zunächst Kate Bryant. Sie ist Schauspielerin und bestens bekannt durch

ihre Varietee-Schau von vor zehn Jahre. Sei willkommen, Kate! Meine erste Frage ist an dich

gerichtet. Glaubst du, der Feminismus ist entstanden, um unattraktiven Frauen leichter Zugang

zur Gesellschaft zu verschaffen?


Kate: Entschuldigung. Wie bitte? Ich könnte dir dieselbe Frage stellen. Es ist blöd, dass es kein Wort

gibt für den unattraktiven weissen Mann, der für den Mainstream verantwortlich ist; denn

das würde dich perfekt beschreiben, du Pillen schluckende aufgeblasene Entschuldigung für

ein menschliches Wesen. Hör mal, Rush! Im Grunde ist es doch so, dass eine Schar zorniger

weisser Männer mit zweifelhafter Macht wie du einen Kreuzzug zur Übernahme der Ressourcen

der Welt führt. Es ist eine grosse Freimaurer-Sekte, und ihr alle wurdet einer Gehirnwäsche

unterzogen um zu glauben, dass eure Religion die einzig wahre sei und alle wie ihr

beten sollen.


Rush: In der Telefonzentrale leuchtet schon ein Licht auf: aber bevor ich mit dem ersten Anrufer

spreche, möchte ich euch den Liberalen Dean Norman vorstellen, der in Kalifornien geboren

wurde. Du arbeitest in einem Plattenladen und glaubst an Frieden und Liebe. Warum

sind wir deiner Meinung nach in der Welt so verhasst?


Dean: Natürlich ist es unangenehm angegriffen zu werden. Vielleicht mögen sie unsere Burger

nicht. Vielleicht sind sie dagegen, dass wir ihre Spitzenpolitiker töten und gewalttätige

Diktatoren unterstützen. Aber weisst du, wir haben mit all dem angefangen, weil wir eben

ein gewalttätiges Land sind. Versteh’ mich nicht falsch! Ich liebe Amerika; aber es nun mal

unser Schicksal terrorisiert zu werden.


Rush: Der erste Anrufer, bitte. Es ist Kurt aus der Nachbarstadt Rio Linda.


Kurt: Hallo, Rush. Da ist also ein Liberaler, wenn ich jemals einen gehört habe. Ich bin mein ganzes

Leben lang beim Militär gewesen, um mein Land zu schützen. Gegenwärtig arbeite ich

für den FBI als Innenstadt-SWAT-Scharfschütze. Dies ist das Ziel einer Sicherheitstruppe:

Verteidigung. Geldausgeben für die Armee ist eben eine andere Art zur Verminderung des

Widerstands. Das geht zurück auf unsere Gründerv.ter: Seid allzeit bereit! Ausserdem sagt

Gott sogar: Die Erde gehört euch. Vergewaltigt sie!Wenn wir’s nicht tun, machen es andere.


Kate: Dazu muss ich unbedingt etwas sagen. Durch diese Art von Engstirnigkeit vergiften wir uns

selbst. Wir haben uns so tief versenkt in unseren eigenen Mist und unsere Geschmacklosigkeit,

so dass wir die Gefahr nicht erkennen. Beispielsweise gibt es keine Verteidigungsausgaben;

denn das sind schlicht Militärausgaben. Niemand stellt die richtigen Fragen.


Dean: Mensch, ja. Das Militärische ist in das Sozialsystem dieses Landes eingedrungen. Ich meine,

wenn man aufs College gehen will, muss man Soldat werden. Wenn man eine Beschäftigung

erhalten will, muss man auf seinem Bewerbungsbogen angeben, wie lange man beim Militär

war, egal, ob man völlig abgefuckt zurückkommt, weil man Menschen getötet hat und ein

Bein verloren hat oder an postdramatischer Nervenerkrankung leidet. Die einzigen Krankenhäuser,

die nicht versicherte Patienten aufnehmen, sind solche für ehemalige Kriegsteilnehmer.

Die Möglichkeit ein Haus zu kaufen besteht nur dann, wenn man einen Veteranenkredit

erhält.


Rush: Der nächste Anrufer, bitte. Tim aus Mojave. Ist Liberalismus eine geistige Störung, die die

christliche und die jüdische Religion zersetzt?


Tim: In gewisser Weise, ja. Liberale sind richtungslos. Sie müssen lernen, wie sie klarer denken und

wirksamer sein können und dass es wichtiger ist ein Ziel zu erreichen als Kompromisse zu

schliessen. Auf Liberale ist kein Verlass. Meist sind sie besoffen oder durch Drogen betäubt. In

meinem Bibelkurs lehre ich die Leute, wie sie Disziplin entwickeln können. Gott hat gesagt,

dass die Menschen über die Erde herrschen sollten; von ‚vergewaltigen‘ spricht er aber nicht.


Kate: Ja. Zuerst vergewaltigt, plündert und zerstört man. Dann baut man wieder auf und verdient

daran eine Menge Geld. Geht es nicht im Grunde darum? Welcher Kontinent, welcher Staat,

welches Volk oder auch welches Fernsehprogramm macht hier etwa eine Ausnahme? Es ist

etwa so wie eine Wiederholung der Geschichte.


Dean: Mensch, ich habe darüber ein Gedicht verfasst mit dem Titel ‚Berühre mich, phantastische

Schöpfung!‘ Das kam so über mich, als ich meine inneren Oberschenkelmuskeln stärkte.

Willst du es hören?


Rush: Du hast das also geschrieben. Ein Leser hat es mir zugesandt. Seit wann wird das Wort

‚strange‘ in der Literatur verwandt? Ich habe den nächsten Anrufer. Al aus Fresno. Sind wir

in der Welt so unbeliebt, weil man denkt, dass wir eben drogenabhängige, linke Liberale sind?

Entschuldigung, Dean, wolltest du etwas sagen?


Dean: Nein, Mann, genau das Gegenteil.


Rush: Du kiffst, nicht wahr, Dean?


Dean: Na, ich werde im Radio doch nicht sagen, dass ich kiffe.


Rush: Unser Anrufer, bitte: Al aus Fresno. Was möchtest du sagen?


Al: Dean hört sich wirklich an wie ein drogenabhängiger, linker Liberaler, wie diese Leute, die

unser Land regieren. Er ist der Prototyp. Ich bin sehr froh darüber, dass genügend normale

Menschen so wie wir nach Kalifornien gezogen sind um diesen Staat zu stärken. Rush,

ich habe viele Jahre beim Fernsehen gearbeitet. Die Medien haben viele Jahrzehnte mit den

Liberalen gemeinsame Sache gemacht. Für Fox zu arbeiten heisst eine andere Botschaft zu

senden.


Kate: Ja, nämlich die, wie man sich vor seinen Mitmenschen vorsehen muss.


Al: Einspruch! Deshalb bist du nicht mehr auf Sendung. Niemand möchte deine herzblutenden,

liberalen, feministischen Mätzchen mehr sehen. Rush, du weisst, dass ich gerade vor kurzem

mit meinem Freund Bob Luck über das Thema gesprochen habe. Weisst du, was unsere

Lösung wäre? Wir würden alle diese Feministinnen amerikanische Flaggen-Burkas tragen

lassen. Das würde ihnen das Maul stopfen.


Rush: Ihr Typen habt euch sicher totgelacht. Danke für euren Anruf. Nächster Anrufer vor der

Pause. Ein Danny aus Sacramento am Apparat. Was hältst du von den Liberalen?


Danny: Sie sind faul. Wenn sie unser Land regieren würden, wären wir auf das Niveau der Dritte-

Welt-Länder gesunken. Schauen wir uns die Fakten an! Dieses ist ein kapitalistisches Land.

Alles dreht sich ums Geld, und wenn man es in der Wirtschaft verdienen will, muss man den

Menschen geben, was sie wollen und man muss Gewinne erzielen. Wenn man den Leuten

ein besseres Produkt anbietet, gleichgültig zu welchem Preis, dann werden sie es kaufen.


Rush: Warum verstehen Liberale das nicht? Der Sachverhalt scheint so einfach zu sein.


Danny: Amerikanische Produkte und Know-how werden in die ganze Welt exportiert. Sicherlich hat

sich infolge dessen das Klima verändert. Aber ich glaube, wie dein Anrufer schon sagte, dass

Gott uns das Recht gab, die Erde zu nutzen, und deshalb schuf er den Menschen am sechsten

Tag. Wir Menschen sind die Eigentümer dieses Planeten. Wir sind keine Dinge. Welche

Probleme auch immer entstehen, der Mensch ist für deren Lösung verantwortlich. Das ist

Gottes Meisterplan.


Kate: Was die Welt Amerikanisierung nennt, nennen die USA Globalisierung. Liberale sind nicht

faul. Ich habe mein ganzes Leben dafür gearbeitet, die Bürgerrechte vor euch Bastards zu

schützen. Wenn meine Tätigkeit vergeblich zu sein scheint, so ist deswegen, weil ich Menschen

so leben lasse, wie sie es wollen, anstatt, sie zu überreden, was sie wollen sollten und

anstatt sie zu versklaven.


Danny: Die Bewahrung unserer Lebensart und unserer Weltanschauung sind das, worauf es immer

ankam. Und natürlich muss man immer dafür arbeiten. Es kommt nicht automatisch, besonders

dann nicht, wenn wir nicht mit aller Macht kämpfen, um das Erstrebte zu erhalten.

Meine Kollegen und ich streben an, uns optimal abzusichern. Die Schweizer machen das

schon einige Jahre. Sie gehören zu den grössten globalen Hauptakteuren. Sieh dir sie an! Die

sind reich, einfach und glücklich.


Dean: Das gefällt mir überhaupt nicht, was du sagst. Du wirfst mich völlig aus der Bahn. Ich arbeite

in einem Plattenladen. Hast du jemals das Lied gehört …?


Rush: Ich möchte dich kurz unterbrechen. Bist du homosexuell?


Dean: Eh, warte mal! Ich dachte, wir sprächen über Liberale.


Rush: Ja, richtig. Also, kiffst du, hast Sex mit Männern und lässt hässliche Tussis deinen Lebensstil

legalisieren. Beweis: Kate. Kate? Kate, wohin gehst du? Dean? Es sieht so aus, als ob er auch

geht. Keine Sorge, liebe Zuhörer. Es stehen schon einige weitere Liberale auf Abruf bereit.

Aber zuerst, Werbung unserer Sponsoren. Sie hören K.P.T. L.-Neutalk Radio, 99.6 Wir sind

gleich wieder da.





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