10. peach-schnitte

 10. peach-schnitte


Denver hatte Glück. Er wusste, dass seine Lebensbedingungen besser waren als die von 95 Prozent der

Weltbevölkerung. Er hatte ein Dach über dem Kopf, wenn die Wohnung auch etwas teuer war. Er hatte

heisses, aus der Wand kommendes fliessendes Wasser, eine Toilette zum Wegspülen des Abfalls, Elektrizität,

die das Leben erleichterte und die Müllabfuhr. Er lebte im Paradies von Sacramento mit

üppigem Sonnenschein und vielen Früchten und Nüssen.

Seitdem er nicht mehr verliebt war, hatte er diesen grundlegenden Dingen nicht mehr viel Aufmerksamkeit

geschenkt. Seine Gesundheit spielte jetzt eine untergeordnete Rolle. Was hereinkam,

kam heraus und das war gut so, und das war ihm recht. Selbst die Beeinträchtigung durch einen

lockeren Backenzahn, der ihn nur noch auf der linken Seite kauen liess, war bedeutungslos im Vergleich

zu seinem gebrochenen Herzen.

Ihm war bewusst, dass er das Glück hatte, das tun zu können, was ihm gefiel, anstatt etwas zu

mögen, das er hätte tun müssen. Er war Künstler und wenn das auch Selbstdisziplin bedeutete und

wenig Einkommen, machte es ihm nichts aus den Preis zu zahlen. Er leistete der Gesellschaft gegenüber

seinen Dienst, indem er in einem örtlichen Plattengeschäft arbeitete, so dass er die Miete bezahlen

konnte, wenn es auch bedeutete, sein Ich während der Arbeitsstunden zu opfern.

,Ich habe Glück, denn ich habe Arbeit.‘ Denver Griess ging zur Toilette, stellte das Radio im Wohnzimmer

an, bevor er sich auf die Brille setzte. Dabei dachte er an das letzte Mal, als er mit seiner Kunst

Geld verdient hatte. Damals hatte er seinen Lebensstil mit dem seines Vaters verglichen.

Immer wenn Martin aus geschäftlichen Gründen nach Sacramento fahren musste, kam er bei seinem

Sohn vorbei und blieb dort lange genug um einige Muster und Testprodukte abzuladen, zu erklären,

wozu sie dienten und eine Tasse Kaffee zu trinken. Die Besuche waren immer spontan. Wenn

sein Sohn nicht da sein sollte, würde er die Werbeanreizmittel bei Janet unterstellen, die immer im

Haus oder im Garten anzutreffen war. Es schien Denver, dass dieses Ritual den gefühlvollen Versuch

seines Vaters darstellte, die Existenz seines Sohnes anzuerkennen, vielleicht sogar sein Künstlerleben.

Weiter fragte sein Vater nicht und er wechselte das Thema, wenn Denver etwas erzählen wollte.

Er hatte jeden Zentimeter der ‚End Art‘-Galerie mit Annoncen, mit Musterstücken und Proben

versehen, die er von seinem Vater erhalten hatte. Die Ausstellung wurde ‚Offener Raum‘ genannt.

Die meisten Besucher verstanden sein Konzept nicht und gerieten deswegen in einen Probe-und-

Muster-Rausch. Er hatte einige Feunde als Verkäufer engagiert und die Show war voller Menschen.

Denver hatte dafür gesorgt, dass etwas für jeden dabei war und hatte soviel verschenkt, wie er

verkauft hatte. Als Höhepunkt versteigerte er die Sachen, denen er den höchsten Wert beimass und

trieb so die Menge in einen Bieterausch. Es war ein grosser Reklameakt und die Kunstinteressierten

Sacramentos hatten ihn genossen.

Wegen dieses Erfolges, veranstaltete er eine Gruppenausstellung im Herbst im ‚SoToDo‘ und ihm

wurde von Benny selbst eine Soloausstellung in der renommierten ‚Benjamin-Levy‘-Galerie versprochen.

Doch wenn die tatsächlich stattfinden würde, wäre es ein Wunder. Sie war für den November

geplant; aber Benny war bekannt dafür sich aus mündlichen Verabredungen herauszularvieren, wenn

seine Geldbörse es erforderte.

Ist es das, was notwendig ist um Kunst zu den Menschen zu bringen?, fragte er sich. Gibt es denn

keinen anderen Weg meine Botschaft zu vermitteln? Leute wie Benny möchten einen Martin haben

mit Katalogen billiger Objekte zum Weiterverkauf zu Höchstpreisen. Ich bin kein Kunstschaffender,

sondern nur eine Passage im Verkaufsgespräch. Die Produkte sind das Entscheidende. Die Bennys

und Martins sind die Vermittler und ich bin der ausgebeutete Arbeiter, die unferste Sprosse auf der

Leiter des Kapitalismus.Muss das denn so sein?


Denver stand auf, spülte und stieg in die Badewanne. Er reinigte seine Rosette mit Wasser, er, der

vor langer Zeit Toilettenpapier als ein Symbol der Entartung abgelehnt hatte. Von Fäkalien befreit,

steckte er den Stöpsel in die Wanne und liess Wasser hinein, legte sich auf den Rücken, liebkoste seinen

Schwanzs und liess das Wasser langsam seinen Körper umspülen.

Dann dachte er über seine Kunstvermarktungsstrategie nach.Meist handelte es sich um eine Einmannschau.

In den letzen Jahren hatte er mit Gelb, einer in westlichen Gesellschaften selten verwendeten

Farbe, experimentiert. Er grundierte sämtliche Kunstprodukte mit dieser Farbe und trug

nur gelbe Kleidung, die er zu einem andauernden Performancekunstwerk erklärte.

Der Übergang war schrittweise erfolgt. Nach und nach trug er immer mehr gelbe Kleidungsstücke.

Wenn er solche nicht auftreiben konnte, färbte er einfach die andersfarbigen. Bei der Wäsche

brauchte er fortan nicht mehr zu trennen, denn alles hatte ja die gleiche Farbe. Doch war er nicht

starr. Er argumentierte, dass er Schwarz und Weiss akzeptieren könnte, da sie ja keine Farben waren,

sondern nur die Abwesenheit oder Anwesenheit von Licht.

Anfangs hatten die Leute noch Bemerkungen gemacht, aber jetzt nahmen sie nur noch das Tragen

von Kleidung mit einer anderen Farbe wahr.

Einfarbig zu gehen brachte ihm unerwartete Vorteile. Dauernd wurde ihm etwas geschenkt. Viele

hatten irgendwann einmal etwas Gelbes gekauft, das sie dann doch nicht anzogen hatten, meistens,

wie sie behaupten, weil es sich nicht mit ihrer Hautfarbe vertrug. Nie konnte er sich verlaufen. Er

konnte sich von einer Gruppe Freunde absetzen und wusste, dass sie ihn mühelos in einer Menschenmenge

erkennen könnten. Seine Farbwahl war nun einfach, wenn es etwa um einen Salzstreuer,

eine Toilettenbürste oder das Geschirrspülmittel ging. Im Lauf der Zeit hatte sich das, was ein ständiges

Performancekunstwerk gewesen war, zu einem Firmenlogo entwickelt.

Das Telefon klingelte und der Anrufbeantworter schaltete sich ein.

„Es tut mir Leid. Alle unsere Telefonistinnen sind zurzeit beschäftigt. Bitte, bleiben Sie am Apparat!“

Die Anfangstakte aus Tammy Wynetts ‚Stand By Your Man‘ jammerten einige Sekunden, bis

Denver sich einschaltete und ankündigte: ‚Danke. Sie können jetzt eine Nachtricht hinterlassen‘.

„Das ist eine grauenhaft laute Mitteilung. Kannst du nicht die Lautstärke vermindern? Du solltest

Menschen so etwas nicht zumuten. Bist du nicht zu alt für solche Albernheit Ich rufe an um zu erfahren,

ob du noch lebst.Mensch, Denver! Ratten behandeln ihre Mütter besser als du.Hast du nicht

deinen Vater gesehen, als er letzte Woche dort war? Warum rufst du denn nie an? Das Haus könnte

abbrennen und wenn du nicht in Verbindung bleibst, würdest du es nicht einmal erfahren. Du bist

immer so beschäftigt mit dem, was zu tun ist, was, wie ich dich kenne, wahrscheinlich nichts ist. Die

beiden einzigen Tätigkeiten, in denen du gut bist, sind Rauchen und Schlafen. Ich muss jetzt gehen,

muss die Anzüge deines Vater von der Reinigung abholen, habe viel zu tun. Falls du’s nicht weisst:

Oma Griess liegt noch im Koma im Heim. Vor einigen Tagen habe ich dort angerufen. Oh, es gibt was

Neues: Ich habe deinen verrückten Freund Troy im Friseursalon getroffen. Er berichtete, dass er gerade

von einer Kreuzfahrt mit der ‚Princess‘ aus der Karibik zurückgekehrt ist. Ich habe ihm erzählt,

dass du nicht umgezogen bist. Er will anrufen. Oh, übrigens ist die Katze wieder krank. Die braucht

eine erneute Diabetes-Impfung; sie hat sich tagelang nicht bewegt. Tu mir einen Gefallen und lass

von dir hören, damit ich weiss, dass du noch lebst!.“

Das Telefon schaltete sich aus und der Anrufbeantworter klickte um zurückzuspulen.

Das Wasser hatte schliesslich seinen dünnen Korper mit einer Schicht feuchter Wärme umhüllt

und er begann mit kräftiger tiefer Stimme zu singen: „The nighttime is the right time for reminiscing“.

Denver schloss den Wasserhahn mit einem Fuss und sein Gesang nahm an Lautstärke zu. „When I get

that feeling of indigo, I just want to lie down and die.”

Wieder klingelte es.

„Hallo, ich bin’s, Vella; ich rufe aus dem Abgrund an.“

Denver spitzte die Ohren und verstummte.


„Ich bin überrascht, dass mir deine Nummer wieder eingefallen ist, denn ich hab’ sie nirgendwo

notiert. Immer wieder habe ich falsch gewählt, nämlich 442. Das ist eine tolle Nachricht, Denver. Ich

mache dasselbe; sobald ich den Hörer auflege. Danke, dass du mich angerufen und dich für mich

interessiert hast.Was Einsamkeit bedeutet, weiss ich nur allzu gut, denn fast mein ganzes Leben lang

bin ich einsam gewesen. Mir geht’s gar nicht gut, ich nehme regelmässig meine Tabletten und gehe

alle vierzehn Tage zum Arzt. Aber ich bin sozusagen verschwunden. Niemand ruft mich an und ich

rufe niemanden an. Ich bin verschwunden. Komm bitte zu mir!“

Nach einer Pause war ein Schluchzen zu vernehmen. Er war froh in diesem Augenblick in der

Badewanne zu liegen, denn er war nicht in der Stummung mit ihrere Manie oder Niedergeschlagenheit

umzugehen. Obwohl er ihren Schmerz in dem Moment wirklich fählte, hatte gemeinsames

Weinen über Satellit einfach deinen sinn.

„Ich versuche dich wieder anzurufen.Wahrscheinlich macht deine Empfangsdame gerade eine

Pause. Eigentlich wollte ich dir eine E-Mail schicken, aber ich brachte es nicht einmal fertig mich

an den Computer zu setzen. Ich bin richtig deprimiert, mache aber sonst nichts Schlimmes.

Seit einiger Zeit bemühe ich mich mit dem Trinken aufzuhören. Aber wenigstens trinke ich weniger,

nur noch einmal in der Woche und spüre immer noch Verlangen. Es geht mir wirklich nicht gut,

immer wieder muss ich weinen. Vielen Dank für deinen Anruf und dein Interesse. Ja, ich liebe

dich.“

Denver hörte ein Schluchzen und stellte sich vor, wie sie ihre Nase am Ärmel ihres schwarzen

Kimonos abwischte, als sie auflegte.

Wie traurig, fand er, wie Liebe eine Seele auf- und abbauen kann. Vella kennt die Sprache der Traurigkeit.

In meinem gegenwärtigen Gemütszustand ist sie wahrlich eine der wenigen Personen, mit

denen ich sprechen kann.

Als er in dem heissen Wasser schwebte, konnte er nicht umhin Gedanken an glücklichere Zeiten

nachzuhängen, Zeiten, in denen Peach und er geistig verbunden waren. Sie hatten einander die Welt

versprochen, kamen gesellschaflichen Verpflichtungen gemeinsam nach und liebten einander mit

wildem Überschwang. Solche Zeiten waren nicht zurückzuholen, wenigstens nicht gegenwärtig.

Er brütete vor sich hin, unversehens in seinen Gedanken zu der Trennung zurückgleitend, wie sie

einstanden war, wie er sie hätte verhindern, was er hätte anders machen können und was er nie wieder

in einer Beziehung tun würde. Er sehnte sich nach Liebe und wollte geliebt werden. Um sein Herz

nicht zu verkrampfen atmete er tief ein und versuchte die letzte Zeile des noch in seinem Gedächtnis

haftendenden Liedes zu singen, aber Tränen entronnen seinen Augen. Bisweilen übermannte ihn

unerträgliche Traurigkeit.Mit der rechten Hand bedeckte er seine Augen wichste bei jedem Seufzer,

der ihn überkam.

Es kümmerte ihn nicht, ob das Badewasser auf den Boden spritzte. Er fühlte sich im Recht zu seufzen.

Weinen ermöglichte ihm die Beklemmung seines Herzens zu lindern, half ihm sich der in seinem

Unterleib aufgestauten Gefühlslast zu entledigen. Von nun an bis in unbestimmte Zeit würde

eine grosse schwarze Wolke über seinem Haupt hängen und er vermochte nichts dagegen zu tun:

untergehen oder schwimmen.

Wieder läutete das Telefon. Wieder war es Vella.

„Hallo, Schatz, ich bin’s noch einmal. Ich habe noch etwas vergessen. Könntest du Micky sagen –

ich weiss, er hat kein Telefon –, dass ich nicht gestorben bin. Zurzeit bin ich nicht fähig mit ihm zu

reden. Könntest du ihm sagen, dass mich seine Postkartengrüsse sehr erfreut haben Chad hat nie das

Verhältnis zwischen Micky und mir verstanden. Es ging nie zur Sache. Könntest du das Micky

sagen? Ich kann es nicht. Ich kann ihm nicht mehr vertrauen nach all dem Schlimmen, obwohl er

sich entschuldigt und versprochen hat es nie wieder zu tun. Ich möchte nicht, dass er mir keine Postkarten

mehr schickt denn ich schätze das wirklich sehr. Ich habe versucht die Tür zu öffnen, kann

aber nicht aus dem Bett aufstehen. Könntest du ihm das, bitte, sagen? Ich wurde beraubt und in


derselben Woche zusammengeschlagen. Unbegreiflich! Ein Jugendlicher aus dem ‚Kwiky Market‘

schlug mich zusammen, als ich …“

Ihre Zeit war abgelaufen und die Maschine brach ihren Monolog ab. Nach den Pieptönen liess sich

Denver von seinen traurigen Gedanken entführen zu Gedanken der Sorge um Vella Schwartzman,

deren Leben durch ihre bipolare Störung sehr schwierig geworden war.

Monatelang war sie stark manisch und hielt alles, was sie tat, für grossartig. Sie konnte riesige

Mengen Alkohol und Gras konsumieren, Aufputschmittel schlucken und mehrere Nächte ohne Schlaf

auskommen. Sie steigerte sich dann in Extremsituationen hinein. In diesen Maniezutänden glaubte

sie, dass alles, was sie tat, Funken von Genialität aufwies und so fuhr sie ihr Auto sogar einmal zu

Schrott aus dem Verlangen nach künstlerischer Erreung. Dann meinte sie nämlich nichts falsch machen

zu können.

Darunter befand sich das Tal der Depressionen. Wochenlang blieb sie auf dem Rücken liegen,

unfähig das Bett zu verlassen, nicht in der Lageg sich selbst zu etwas so Banalem wie der Frühstückszubereitung

aufzuraffen. Aufwachen war ein Fehler, Kommunikation mit der Aussenwelt einfach

unerträglich. Nur Freunden, die ihr Vertrauen genossen, war der Kontakt gestattet. Ihr einziger

Trost während solcher Anfälle bestand im Warten und in Kunsthandwerkphantasien.

Denver erinnerte sich an sein erstes Treffen mit Vella im ‚B and B‘ sehr früh an einem Morgen. Sie

sass allein in der Sitzecke, sah wie eine Hohepriesterin einer alten Religion aus, war schwarz gekleidet

mit dazu passendem Lippenstift und Nagellack. An ihren gepiercten Ohren hingen silberne Ringe.

Unmengen von Schwermetalljuwelen schmückten ihren Hals und die Handgelenke und hingen in

Ketten von ihrer Kleidung herab. Selbst bei der geringsten Bewegung schlugen sie klingend gegeneinander,

als ob sie böse Geister verscheuchen wollten. Sie war Kettenraucherin und trank den Kaffee

schwarz. Sie hatte ihre eigenen Salzkräcker mitgebracht, die sie knabberte, während die abwechselnd

mit einer Glassfeder in ihr Tagebuch schrieb und aus dem Fenster schaute.

Zunächste vermutete Denver Drogensucht, aber wegen ihres grundehrlichen Verhaltens begann

sie ihn zu faszinieren. Er lächelte und sie nickte. Sie bedeutete ihm neben ihr Patz zu nehmen und

damit begann eine jahrelange Freundschaft, die den Tiefen und Höhen ihrer Geisteskrankheit standhielt.

Er schätzte ihre Einzigartikeit, war aber stets darauf bedacht sich nur nicht zu stark zu engagieren.

Leider hatte sein bester Freund Micky es schwer mit ihr, denn Vella verfügte über eine raffinierte

Methode Freunde in ihre Probleme hineinzuziehen so dass diese sich gezwungen sahen sich drastisch

und unfreundlich aus der Beziehung zu verabschieden.Wenn man bei Vellazu Besuch war, musste

man wissen, wie man ihn beendete, nämlich indem man rechtzeitig den Zeitpunkt des Aufbruchs

festlegte um sich taktvoll verabschieden zu können.

Denver beschloss Vella dann wieder anzurufen, wenn er besserer Stimmungwar und in der Lage

die Telefonrechnung bezahlen zu können. Es war nie möglich Vella zum Zweck eines kurzen

Gespräches anzurufen. Sie mussten sich mindestens eine Stunde lang unterhalten, bevor er ‚Auf

Wiederhören‘ sagen konnte.

Denver stellte fest, dass seine Finger und Zehen nicht nur Falten hatten, sondern auch zu schmerzen

begannen. Es wurde Zeit, die Badewanne zu verlassen und sein Morgenritual fortzusetzen. Es

wurde nötig mit dem Vergangenen Schluss zu machen. Er musste aus seiner Traurigkeit lernen. Dann

würde er sie konstruktiv nutzen können und mehr der kreative Künstler sein können, der er im

Grunde war.

Nachdem er ihn trocken gewischt hatte, ging er noch näher an den Spiegel über dem Waschbecken

heran um sein Gesicht zu verschönern. Ungewöhnliches fand er nicht. Einige sichtbare Nasenhaare

wurden entfernt und esichbare Nasehaare aus und mit den Händen lockerten die noch feuchten

Haare. Zufrieden damit, dass sein Körper selbst unter solch ungünstigen Bedingungen gut in Form

war, verliess er das Badezimmer.


Noch umbekleidet bürstete er seine Muff mit den Händen und folgte seinen beiden auf Fütterung

erpichten Katzen in die Küche. Eine Untertasse füllte er halbvoll mit Schokoladenmilch, die er die

Nacht über auf dem Tresen hatte stehen lassen. Sie schnüffelten und schlürften dann vorsichtig die

lauwarme Flüssigkeit. Da sie die Probe bestanden hatte, schüttete er den Rest in eine verblasste stahlblaue

Aluminiumtasse und begann etwas Essbares zu suchen.

Er begann am Kühlschrank, öffnete vorsichtig die Tür, fand aber nichts ausser einer Tüte Milch,

einem Ei und einer Bob’s-Big-Boy-Plastikpuppe, die er dort stehen hatte zur Erinnerung an die Ironie

des Lebens. Er durchstöberte die Schränke, bis er eine kleine Dose DeMonty-Pfirsiche entdeckte und

einige Sunkiss-Rosinen am Boden einer Schachtel und einige harte Scheiben von chemisch bearbeitetem

Wonder-Bread. Am Gasherd schüttete er die Pfirsiche in eine Pfanne und gab das Ei, die Milch,

und die Scheiben Brot dazu und verteilte die Rosinen darüber.

Als seine Früstücksmischung eindickte, blickte er den ihn umgebenden Reichtum und bemühte

sich dessen bewusst zu werdenn glücklich zu sein.

„Peach-Schnitte. So soll es es sein.“





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