12. jerry

12. jerry

Jerry: Gut. Ich glaub’, man nennt es ‚Liebhaber schütteln nach gegenseitigem Einverständnis‘.

Aber verfolgen wir das nicht weiter. Lass mich nach etwas anderem fragen! Wie kommst du

zurecht?


Jennifer: Na ja, Jerry, ich habe eine Tour absolviert, um viel Medienaufmerksamkeit zu erregen. Ich

bin praktisch erledigt. Es ist schwer für mich Beachtung zu finden, nachdem ich das über die

radikale Rechte gesagt habe und dass sie schuld daran ist, dass unsere Bürgerrechte immer

mehr eingeschränkt werden.


Joe: Ich habe während meiner Gesangsausbildung in Fast-Food-Läden gejobbt: moderne Sklaverei.

Aber, weisst du, ich muss sagen: Ich empfand es als angenehm den Leuten das Gewünschte

zu geben, selbst wenn es minderwertig war. Bei Kunst ist das anders.


June: Ich habe Schecks platzen lassen, als ich den Lebensmittelladen eröffnete. Dazu war ich gezwungen,

denn ich sehe nicht, wie jemand heute noch auf ehrliche Art Geschäftsinhaber

sein kann. Schau dir nur die grossen Unternehmen an! Die machen es doch dauernd so.

Ich weiss, dass manche Leute versuchen mit Falschgeld zu arbeiten. Ich hab’s durchschaut.


José: Bevor ich Künstler wurde, arbeitete ich selbstständig als Dieb. Das änderte sich, als ich

brandneue Staubsauger, die ich gestohlen hatte, an die Wände hängte. Sie wurden zum

zehnfachen Einkaufspreis verkauft. Damals wusste ich, worauf ich hinaus wollte. Aber ich

habe tatsächlich grosses Geld im Kunstgeschäft verdient, als ich anfing mit religiösen Dogmen

zu spielen.


Janet: Bedenke mal! Wir sind niemals arbeitslos, denn wir machen immer irgendetwas. Ich bin ständig

beschäftigt. Selbst im Schlaf, mache ich irgendetwas. Zurzeit nähe ich für meinen Lebensunterhalt

und in meiner Freizeit gärtnere ich. Irgendwie schlage ich mich immer durch.


Josè: Selbst Denken ist ein Job. Gern arbeite ich an der Konzeption meines nächsten Abenteuers

mit religiöser Kunst. Ich brauche nicht einmal mehr ihre heiligen Bücher zu lesen, denn es

gibt genügend Geschichten, die ich einfach mische und einander anpasse. Wenn ich das

nicht mache, fühle ich mich unsozial.


Jack: Ich arbeite als Naturwissenschaftler für das Militär. Das bot mir die einzige Möglichkeit zu studieren,

Arbeit zu bekommen und ein Haus zu kaufen, ebenso eine Krankenversicherung abzuschliessen

und ein vernünftiges Leben zu führen. Sehr froh bin ich, mich so verhalten zu

haben, denn ich hab’ daraus gelernt. Ich musste meine Stellung früh aufgeben und erhalte jetzt

eine hohe Rente. Ausserdem arbeite ich noch in der Geschäftsleitung von ‚Crisco Enterprises‘.


John: Oh Mädel, ich versuche immer noch durchzukommen. Wenn wir nicht diese Trägheit überwinden,

wenn wir nicht die Leute, die Fehler machen, zur Verantwortung ziehen, wird es eine

Demokratie der Superreichen werden, und wir werden alle nach der Pfeife der Bosse tanzen.


Jerry: Lass mich noch etwas anderes ansprechen! Glaubst du, dass Bob Luck getötet und mit seinen

weissen Markengolfschuhen aus Leder begraben wurde?


John: Mensch, Junge, er war doch ein Arschloch, oder nicht? Und ausserdem noch ein schleimiges.

Weisst du eigentlich, dass er sein Geld einem blöden Think-Tank in Washington, D.C.

vermachte, um soziale Ungerechtigkeit andauern zu lassen?


June: Oh, du meinst den Status quo. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer, ein Paar gute weisse

Schuhe im Einkaufszentrum zu finden.


José: Ich habe ihn nie persönlich kennen gelernt, aber jetzt gerade lasse ich eine lebensgrosse

Porzellanstatue von ihm in seinen berühmten weissen Schuhen anfertigen. Die ‚Heritage-

Foundation‘ hatte mich gebeten diese für ihre Kasernen in der Mall zu errichten.


John: Mensch, verdammt! Das ist genau die Organisation, von der ich vorhin gesprochen habe.

Ich weiss nicht, warum die Demokratie für alle gilt, nur nicht für mich. Es war, glaube ich,

Bob, der den Kuchen draussen im Regen stehen liess.


Jennifer: Ich war mit ihm dort zur Unterhaltung der Soldaten.


Jack: Eine der Shows habe ich erlebt. Und etwas weiss ich sicher: Vor meinem Tod werde ich dafür

sorgen, dass mein Körper rasiert ist, wenn ich in die Grube gelegt werde.


Jerry: Nächste Frage: Ist der Preis der Freiheit gesunken?


José: Ganz eindeutig nicht, seitdem es diesem Land gelungen ist alles auszulagern, geistig auf

eine niedere Stufe zu sinken und wir rappelvoll sind mit den Elenden, die sich ein besseres

Leben ersehnen.


June: He, ich stamme aus einer Einwandererfamilie! Meine Eltern kamen hierher um genau das

zu tun. Sicherlich war es das Beste, und sie mussten schwer dafür arbeiten. Wenn es dir

nicht gefällt, hau doch ab!


José: Hör mal zu, du asiatische Tussi! Verstehe mich nicht falsch! Du weisst, schuld ist nicht allein

die Industrie oder eine Wissenschaft oder das Militär, sondern alle drei zusammen sind

schuld. Sie besitzen das Geld, kontrollieren die Medien und sind die Machthaber. Auch behandeln

sie uns so, dass wir uns wunschgemäss verhalten: schweigsam, willfährig und trotz

unserer Not zufrieden.


John: Gut, ich kann das noch übertreffen. Ihr Plan ist darauf gerichtet, unsere bürgerlichen Freiheiten

dadurch auszuhebeln, dass sie Unterdrückung und Terrorismus in den sozialen

Brennpunkten noch verstärken.


Jennifer: Deshalb wirst Du nie erleben, dass ein katholischer Latino agnostische schwulen Asiaten

oder einen Black Panther oder auch eine jüdische amerikanische Prinzessin wie mich verteidigt.


June: Asiaten sind nicht schwul; sie sind She-Males und Pussy-Männer.


Jack: Du hast mich in die Show gebracht mit einer Gruppe Teufelinnen und rot angehauchten

Schwachköpfen. Ich denke, wir sind hier um über die einzig wahre Religion und das nächste

Bob-Luck-Golfturnier zu sprechen.


John: Gleicher Unterschied.


José: Ich habe den heiligen Ausruf eines Kunst-Dschihads gehört. Ich bin bereit für die Kunst

Bomben zu werfen. Wir müssen immer Eklektiker bleiben, immer aneinander vorbei reden.

Nieder mit der Klassenkunst!


Jerry: Bleiben Sie dran! Wir sind gleich wieder da.


Zuhörer: Jerry! Jerry! Jerry!





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02. es dämmerte dee / dees dämmern / dee dämmern / dee dämmern / dämmern / dee

Kranke Sakramente - Anmerkung des Autors

04. sonniger tag im wirklichen leben