18. mr. mueller
18. mr. mueller
„He, du!“ So vernahm man ein Stöhnen aus einem Automobil, als es in eine Parklücke vor der Bäckerei
La Bou einbog. Martin blinzelte beim Blick durch die Hitzewellen, die von der schwarz geteerten
Strasse aufstiegen.
„Du altes Haus, bist du’s?“, kam ein Schrei aus dem roten Fiat Cabrio. Als es in den Schatten der blau
und weiss gestreiften Segeltuchmarkise vor der Fassade des weissen Betongebäudes fuhr. „Martin, hier!“
Martin lief langsam zu der Stelle, wo das Auto parkte, stand an der Beifahrerseite und versuchte das
Gesicht des Fahrers einzuordnen.
„Was zum Teufel habt ihr vor? Ich habe euch ja jahrelang nicht gesehen. Ihr lebt immer noch im
Valley?“, fragte Mike Mueller, Manager des Fresno Community Theatres oder kurz FCT.
Martin und Mike waren einst Klassenkameraden gewesen und Wichskumpel in der High-School-
Zeit. Mike hatte sich oft gewünscht, mit Martin in der Hochphase der Pubertät
Analtralala zu versuchen, aber Martin redete sich immer darauf hinaus sich um die Stuten kümmern
zu müssen. „Ich bin überrascht, dich wieder erkannt zu haben“, sagte er, als er Martin durch
seine Sonnenbrille anschaute.
Einen Augenblick war es still, als Martin seinen Sitz zurückstellte und sich aus der schlechten Sitzposition
freipresste. Er öffnete die Fahrertür, erhob langsam seinen massigen Körper und stellte sein
linkes Bein nach außen um die im Schritt zu stramm sitzende Unterhose zu lockern. Er wandte sich
Martin zu und sie gaben sich über die roten Ledersitze hinweg die Hand.
„Wir haben uns seit Norma Child nicht mehr gesehen.“
Martin versuchte sich an den Namen des Mannes zu erinnern und runzelte dabei die Stirn.
„Es ist toll jemanden von früher zu sehen. Erinnerst du dich noch an unsere Zeit an der Bullock
High School?“ Er richtete sein geliehenes Toupet, das er wie einen Hut trug, gerade, da sein eigenes,
sehr wertvolles weggeweht war und er keine Lust verspürte, ein neues zu kaufen. „Mensch, Martin, du
siehst aber elend aus. Hattest du eine Gehirnoperation?“
„Ja, leider.“ Plötzlich funkte es. Er erinnerte sich an das Gesicht, aber der Name fiel ihm nicht mehr
ein. „Schöner Wagen. Entschuldigung. Wegen der Medikamente bin ich noch etwas benommen.“
„Ach, sind wir das nicht alle? Welche nimmst du denn?“
„Mir wurde Morotox verschrieben.“
Das Mittel ist gut. Ich bekam es auch, als ich nämlich meinen Rücken beim Sex verrenkt hatte. Es
hat keine Nebenwirkungen.“
„Nein. Ich meine: Ja. Ich wohne noch hier in Fresno.“ Er ging, um Mike unter der Markise zu treffen.
„Dee und ich besitzen ein Haus in der Gayestreet.“
„Dee! Also, sie war sehr lustig. Denk mal an die Zeit in der Zombie Hut und das Seniorenessen“,
er legte seinen linken Arm um Martins Schulter, „als wir den Hula-Tänzern zuschauten und mit
unseren Fingern Brei assen! Na, der schmeckte vielleicht eigenartig. „Er öffnete die Tür der französischen
Vorstadtbäckerei und liess Martin zuerst eintreten. „Wir haben uns ewig nicht gesehen. Du
warst damals sehr sportlich. Was ist geschehen?“
Martin stand bewegungslos da und antwortete: „Na ja, ich bin bei der Arbeit verunglückt.“
Mike brach in Gelächter aus, bevor Martin Einzelheiten mitteilen konnte. „Ist ein Kunde ausgerastet?“
Er liess die Tür zufallen. „Du bist doch noch in der Werbung tätig, oder?“
„Nein, vielmehr ja, das stimmt, aber bei Madd&Son habe ich gekündigt.“
„Weshalb? Sind sie wütend geworden und haben dich mit Aktenordnern beworfen?“
„Noch besser.“ Martin lächelte. „Die Narbe rechts stammt von einer Verletzung durch einen Kaffeebecher
und diese Narbe …“, er zeigte auf die Stiche „stammt von einer Verletzung durch eine
Donutschachtel, die meinen Kopf traf. Verursacher der blauen Flecke war Mr. Thorndorn. der mir ins
Gesicht getreten hatte.“
Es war einen Augenblick lang ganz still, als Mike Martin erstaunt ansah. „Na, das soll wohl ein
Scherz sein.“ Dann öffnete er wieder die Tür.
„Nein, im Ernst: Das war wirklich an meiner neuen Arbeitsstätte. Seit kurzem bin ich bei Realife
beschäftigt. Bis zur Arbeitsaufnahme zahlen sie mir Krankengeld. Ich werde in der Werbeabteilung
arbeiten.“
„Hast du deswegen eine neue Frisur? Ist das euer typischer Firmenhaarschnitt?“ Er lachte. „Sag
mal, Martin …“ Er legte wieder einen Arm um seine Schulter und geleitete ihn in die Bäckerei. „…
glaubst du wirklich, dass du genmanipulierte Samen und Chemieprodukte verkaufen wirst? Du siehst
so aus, als ob man Bionahrungsmittel essen soll.“
„Ich weiss. Dee hat mich erschreckt, als ich zum ersten Mal aus dem Krankenhaus kam. Ich musste
zurückkehren, nachdem ich sie gesehen hatte. Einige Tage verbrachte ich dort zur Beobachtung.“
„Wenn sie wirklich so schlecht aussah, war das wahrscheinlich eine kluge Entscheidung.“ Er
kicherte. „Ich bin überrascht, dass sie dich gehen liessen. Aber ich bin etwas verwirrt. Du kamst ins
Krankenhaus, weil dir jemand mit einer Gebäckdose auf den Kopf geschlagen hatte. Dann kamst du
wieder zurück, weil du deine Dee gesehen hattest?“
Martin lachte. „Ja, sieh mal, ich hatte doch Pillen geschluckt und im ‚Rusty Cow‘ etwas getrunken.
Als ich nach Hause kam, sah ich Dee auf dem Sofa liegen. Sie war, was ich nicht wusste, bei ihren
Übungen ohnmächtig geworden. Ich geriet in Panik, bekam einen Schluckauf und fing an zu keuchen.
Das Telefon klingelte und als ich den Hörer aufnehmen wollte, stolperte ich über den Kaffeetisch.“
Mike schien sprachlos und hielt eine Hand vor den Mund.
„Mir geht’s gut. Es sieht schlimmer aus, als ich es empfinde. Ich erhielt jede Menge Tabletten gegen
die Schmerzen und ich spüre nichts mehr. Aber ich weiss, worauf du anspielst.“ Er wedelte mit einer
Hand über seinen Kopf. „Bis ich wieder ganz gesund bin, bin ich frei und …“
„Das können sie nicht ernst nehmen“, unterbrach ihn Mike. „Dir ist bekannt, dass wir über eine
Perückenabteilung verfügen. Komm zum Theater, wo wir dir helfen können.“ Erlachte herzlich über
die Vorstellung Martin im Fummel zu sehen. Martin blieb ganz ruhig. „Was hast du gesagt?“
Martin war sein Gedankengang nicht mehr gegenwärtig.
„Ach ja, ich begann bei Realife mit dem Bezug von Krankengeld.“
„Na, das ist ja grossartig. So wie du aussiehst, kannst du das noch einige Zeit aushalten.“ Er kam
näher an ihn heran. „Sag mal, was hat sich wirklich ereignet?“
„Wie gesagt, ich stiess gegen einen Kaffeebecher, bekam einen Schlag ins Gesicht und das mit der
Gebäckschachtel ist wirklich passiert.“
„Noch mal …“ Mike trat ungläubig einen Schritt zurück mit einer Hand auf der Brust. „Das beweist,
dass die Wirklichkeit unheimlicher ist als die Dichtung.“
„Ich hab keine Ahnung, woher die Dose kam, jedenfalls landete sie auf meinem Kopf, was mir
höllische Schmerzen bereitete.“ Er versuchte ein Niesen zu unterdrücken. „Deshalb ist die Wunde
mit einem Dutzend Stichen genäht worden und erhielt ich eine solch verrückte Frisur. „Es sieht ziemlich
schlimm aus, oder?“
Mike nickte nur und sah lächelnd zur Seite.
„Ich bin auf dem Weg zu Realife. Da ich noch einige Unterlagen unterschreiben muss, dachte ich,
ich könnte ein paar Donuts vorbeibringen, schauen, ob Mr. Cole da sei und dem Empfangschef einen
neuen Becher Kaffee bringen.“
„Na, ich werde ein Pimmel sein. Sag den Namen noch mal! Mr. Cole arbeitet bei Realife? Doch
nicht als grosser Boss, oder?“
„Nein, das ist Mr. Thorndorn.“
„Richtig, Mr. Thorndorn, wie du sagtest. Jetzt erinnere ich mich. Ich wird’ verrückt: Mr. Thondorn!“
Er schnippte mit seinen Fingern. „Realife. Nun ist’s mir klar. Ja, und du arbeitest jetzt also dort?
Warte mal. Wie trat er dir ins Gesicht?“
„Die Einzelheiten sind mir nicht mehr ganz gegenwärtig. Aber danach fragte er mich, ob ich bei
Realife arbeiten wollte.“
„Nun, ich möchte von einer Beutelratte abstammen. Was für ein prächtiger Zufall!. Du kennst also
die Leute von Realife?“
„Nicht besonders gut. Ich hab ja erst angefangen. Aber ich habe früher bei ihnen an einem anderen
Projekt gearbeitet.“
„Ich muss dir was erzählen. Hast du gehört, dass Realife das Fresno Community Center für eine
Millionärsgala mietet? Deshalb habe ich’s zunächst nicht verstanden. Sie nennen sich ‚Die jungen
Millionäre‘. Miss Powers ist die, mit der ich telefoniert habe, eine Empfangsdame mit freundlicher
Ausstrahlung. Ihr Vorname ist mir entfallen: Mandy oder Fanny oder so ähnlich.“
„Candi Powers, und es war ihre Tasse, die auf meinem Fuss zerschellte.“
„Das hört sich nach einem seltsamen Theaterstück an. Wer hat die Tasse gegen deinen Kopf geworfen?“
„Das war Mr. Cole.“
„Und was ist mit deiner Nase passiert?“ Mike lief zur Vitrine.
„Ich sagte, Mr. Thorndorn trat gegen sie.“
„Ja, ja, das hast du gesagt. Und hat Miss Powers deinen Kopf mit einem Tacker zusammen geheftet?“
„Ich weiss, es ist kaum zu glauben.“ Martin prustete lachend und ein plötzlicher Schmerz durchzuckte
seine Nase, so dass die Augen tränten und die Nase blutete. Einige Tropfen rannen langsam
seine Wangen hinab.
Als Mike dies sah, sann er kurz darüber nach, wie lange es wohl dauern würde, bis Martin die Verletzung
bemerken und das Blut aufsaugen würde.
„Ich hatte leider auch etwas Schuld. Ich stiess mit voller Wucht mit Mr. Cole zusammen, rannte
zum Badezimmer, weil ich niesen musste und schnaubte einen grosse Propfen Schleim in meine
Hände. Der Lieferjunge war auch in den Zwischenfall verwickelt. Woher er plötzlich gekommen war,
weiss ich nicht. Ja, und dann erhielt ich einen Tritt ins Gesicht.“ Er griff nach oben und berührte seine
Oberlippe, als Mike sich zu dem Serviettenhalter begab. „Oh, mein Gott! Es blutet schon wieder“,
keuchte Martin.
Mike reichte ihm einen Stoss Servietten. „Junge, du fühlst nichts. Hör zu!“, sagte er und klopfte
Martin, der den Pfropf unter seiner Nase hielt, auf die Schulter. „Die Organisation ‚Junge Millionäre‘
trifft sich einmal im Jahr in verschiedenen Städten des Landes. Ich werde dir einen Donut kaufen.
Was für einen hättest du denn gern?“ Martins genuschelten Wunsch konnte er nicht verstehen und
bestellte einfach einen mit Gelee gefüllten, einen mit Schokolade überzogenen und einen glasierten.
„… und einen Café Lachito.“
„Café Lachito für ihn und einen Milchkaffee für mich“, sagte Mike zu dem Mann hinter der Theke,
„und zwei Stück Schokoladenkuchen für mich.“
Er gab ihm etwas Geld und wartete. Martin griff in seine Tasche, holte Kleingeld hervor und reichte
es Mike.
„Martin!“ Rasch drehte sich Mike um und stiess Martin an, so dass ihm die Münzen auf den Boden
fielen. „Oh, es tut mir leid.“
Martin bückte sich und suchte mit einer Hand den herunter gefallenen Schatz, während er mit
der anderen die Serviette an seine Nase hielt.
„Schon gut, ich wird’s aufheben.“ Der Verkäufer rannte um die Theke herum und half Martin die
Münzen zu suchen, während Mike gleichgültig zuschaute.
„Verzeihung, mein Herr, ich sah Sie hereinkommen.“ Er stand auf und überreichte Martin die
Münzen. „Ich bitte um Entschuldigung für die Ihnen zugefügten Schmerzen.“
„Weshalb? Was haben Sie denn getan?“ Martin zählte sein Kleingeld.
„Ich bin der mit der Keksschachtel bei Realife.“
„Oh, mein Gott!“, rief Mike aus. „Die Geschichte ist also wahr. Du wurdest wirklich von einer Dose
getroffen.“
Martin nickte.
„Sie arbeiten also auch für Realife?“
„Nicht mehr. Nach dem Unfall wurde ich entlassen. Zum Glück erhielt ich im ‚La Bou‘ Arbeit. Es
tat ihnen leid, als ich im Interview berichtete, was sich ereignet hatte, und sie diese Beschäftigung.“
Er kehrte hinter die Theke zurück.
„Was war passiert?“
„Ich glitt auf dem nassen Fussboden aus, als ein Polizeihund mich ansprang, die schwere rosarote
Schachtel mit den vielen Donuts flog in die Luft und landete auf seinem Kopf.“ Er blickte zu
Martin hinüber. „Es tut mir wirklich leid.“
Mit kurzem Nicken nahm Martin die Entschuldigung an.
„Weisst du, Martin, es ist ja kein Geheimnis, dass Mr. Thorndorn sehr reich ist. Er ist der Gründer
von Realife und machte Fresno zu einer Handelsstadt.“
„Hier ist dein Kleingeld. Der Kaffee ist gleich fertig.“
„Danke.“ Mike nahm die Münzen und trug seine Papiertüten zu einem hohen Marmortisch.
Wieder nur mit einer Hand hob Martin seine Tüte auf und folgte ihm.
„Dünger und Gensamen aus dem Zentrum des Kalifornischen Längstals haben sich über die ganze
Welt verbreitet. Mr. Thorndorn gehört zu diesem Klub ‚Junge Millionäre‘.“ Mike öffnete seine Papiertüte
und entnahm ihr ein Stück Gebäck. „Noch nie was von der Organisation gehört. Hat wohl was
mit den Freimaurern zu tun, dem Ku-Klux-Klan oder dem Olympischen Komitee.“
Nach kurzer Pause fragte Martin plötzlich: „Was geschah mit Marta Spitz?“
„Weiss ich nicht, Martin. Du bist doch der Sportfanatiker.“ Er biss wieder in das Gebäck. „Junge, du
hast mich durcheinander gebracht. Morotox, was? Was habe ich gerade gesagt?“
„Das Olympische Komitee.“
„Oh ja, diese reichen jungen Bosse treffen sich einmal jährlich um zu plaudern, über Joint Ventures
zu diskutieren, Profitpläne auszuhecken, sich auf die Schultern zu klopfen, Speichel zu lecken und
was nicht alles. Mr. Thorndorn wird in diesem Jahr 49 und damit ist es sein letztes als junger Millionär.
Er biss in ein Schokocroissant. „Ich nehme an, dass er dann ein alter Millionär wird oder ein alter
Sack. Deshalb findet in diesem Herbst das Treffen in Fresno statt“, sagte er kauend und wischte sich
mit einer Papierserviette die Krümel vom Mund. „Sie wollen, dass der FCT eine tolle Varietee-Schau
veranstaltet: Stücke aus beliebten Musicals, Kostüme, Prunk. Danach gibt’s ein Galabuffet.“
„Euer Milchkaffee ist fertig“, verkündigte Paul.
„Ich habe davon erst durch den Anruf seiner Sekretärin, Miss Powers, erfahren.“ Er kam mit dem
Kaffee zurück und rief „Martin, perfekt!“ Er deutete auf ihn, der die blutigen Servietten durch einen
Gelee-Donut ersetzt hatte, so dass nun synthetische Kirschmarmelade aus seinem Mund sabberte.
„Willst du an der Kabarettschau teilnehmen? Das wird perfekt, besonders jetzt, da du für Thorndorn
tätig bist, Ich werde auch Miss Powers fragen. Es wäre toll einige Angestellte von Realife dabei zu
haben. Oh, das wird grossartig. Was meinst du? Bist du bereit?“
„Sicher. Was willst du damit sagen?“ Martin hatte nicht zugehört.
„Ich möchte wissen, ob du gern an dem Umzug teilnehmen würdest, den ich im FCT zusammenstelle.
Wir fragen sogar bei Niel Jung nach, ob er aus LasVegas zu einem Gastauftritt kommen würde.“
„Ach, ich weiss nicht. Sieh mal …“ Martin erinnerte sich daran, wie er das letzte Mal für Mike Miller
gearbeitet hatte. Es war für die ‚Child One Woman‘-Schau. Martin war ein grosser Norma-Child-Fan
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und wusste, dass sein Freund beim FCT ein Praktikum absolvierte. Er sagte, er würde alles machen,
ein Versprechen, das er später bedauerte. Mike wollte so lange wie möglich seinen Fan nach der Schau
treffen. Er nahm das Versprechen ernst, machte Martin in der Nacht vor dem Konzert betrunken und
zog schliesslich seine Hosen herunter. Diese bittersüsse Erinnerung an seinen ersten und einzigen
Kontakt mit Homosexualität liess ihn stets in Schweiss ausbrechen, wenn er ‚Butterflies are free at
the Zoo‘ hörte.
„Ich weiss nicht. Was muss ich machen?“
Mike legte eine Hand auf die Brust, streichelte die in seine Brusthaare verflochtene Goldkette und
antwortete kokett: „Keine Angst. Du bist kostümiert. Ich denke du stellst perfekt einen französischen
König dar. Vorher rufe ich dich noch an. Wir haben noch etwas Zeit. Gib mir deine aktuelle Nummer!“
„Danke. Es wird sehr lustig werden.“ Mike hustete und blickte Martin an um zu erfahren, ob er
das Genuschel verstanden hatte. „Nun, schaun wir mal. Du kannst den König von Frankreich spielen
und ich werde die Powers fragen, ob sie Marie Antoinette sein möchte.“ Er betrachtete die Karte. „Die
ist ja von Realife. Hast du keine eigene Nummer?“
„Wie bitte?“
„Ach, Martin, du bist zum Piepen. Ich brauche deine Handynummer.“ Mike nahm sein Mobilphon
heraus und gab, während Martin sprach, die Nummern ein. „Ich werde dir auch meine geben.“
Martin drückte einige Knöpfe mit einem Daumen und, bevor er ihm sein Handy übergab, liess er
sich dessen Nummer ansagen.
„Oh, du hast eine Diktamobilnummer. Wie praktisch!“ Er gab das Telephon Martin zurück, der es
in sein neues Dienstjackett, das altorangefarben strahlte, gleiten liess. „Wir haben Zeit, es ist nicht
für wenige Monate. Melde dich in paar Tagen und wir sprechen dann über Termine. Sag Candi aber
nichts. Heute Nachmittag werde ich mit ihr telefonieren. Wir werden blühen und gedeihen. Ich gehe
gleich. Mit beiden Händen klopfte er auf den Tisch, nahm seine Sachen und blies einige Krümel weg.
„Frag mich nicht, was im Theater gerade läuft. Es ist eine High school-Aufführung eines Stückes, in
dem am Weltende Hunde-Erbrochenes gegessen wird. Komisch, kürzlich dachte ich über Norma
Childs Schau nach.“ Martin zitterte plötzlich.
„Nun sprechen die Kinder über Hundekotze und wir sangen über Schmetterlinge. Und die Welt
hat sich überhaupt nicht verändert. Das lässt dich nachdenklich werden, nicht wahr? Grüsse Dee!“ Er
hielt eine Hand ans Gesicht wie zum Telefonieren, bevor er winkte und aus der Bäckerei hinausging
und Martin beim Essen seines Geleedonuts zurückliess.
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