Posts

Kranke Sakramente - Anmerkung des Autors

Bild
Krank Sakramente - Anmerkung des Autors In kapitalistischen Gesellschaften sind Mensch und Produkt am wichtigsten. Händler kennen keine Grenzen. Um diese Überzeugung hervorzuheben habe ich Personen- und Firmennamen groß geschrieben und Ortsnamen klein. Der Akt des Schreibens wird oft mit dem Schwimmen eines Tauchers unter Wasser verglichen. Es gibt eine lange Phase, in der Ideen zum Text wie Luftblasen an die Oberfläche blubbern. Schreiben ist ein unglaubliches Medium und abstrakt. Für mich ist es vergleichbar mit Malerei in fünf Dimensionen: Höhe, Breite, Tiefe, Zeit und Virtualität. Wenn ich schreibe, male ich Stufe für Stufe. Erst wenn sich am Ende Buchstaben zu Wörtern, Wörter zu Sätzen, Sätze zu Absätzen und Absätze zu Kapiteln vervollständigt haben, kann der Autor auftauchen, tief durchatmen und sein Werk der Öffentlichkeit präsentieren. Ehrlich gesagt hat mich dieses Meisterwerk mehr als 15 Jahre verfolgt. Was mit einem harmlosen Briefwechsel zwischen Stephanie Skalinsky

01. park und sonne

Bild
  01. park und sonne Liebe, Kunst und Schönheit gehören dir, wenn du das Gelbe in deiner Umgebung umarmst. Begrüsse den Tag mit frisch gepresstem Zitronensaft! Stelle einen Krug in den Kühlschrank für jene lustlosen, trägen Nachmittage in unserer dienstorientierten Gesellschaft! Falls der Saft bitter schmeckt wegen des Regenmangels infolge der globalen Erwärmung, füge Honig hinzu! Verrichte deine Gartenarbeiten am Morgen und sprenge am Abend! Es ist Zeit sich zu bücken und Unkraut zu jäten. Wirf es auf den Komposthaufen! Das wird sich im nächsten Jahr für dich und mich auszahlen. Dünge nach dem Jäten! Bepinkle den Garten zusätzlich, falls das noch nicht geschehen ist! Besonders deine Sonnenblumen werden es dir danken. Günstigerweise hättest du – wie schon früher von mir empfohlen – eine Reihe von Mary Jane unmittelbar neben den Tomaten gesät. Sie wird Käfer von den Nachtschattengewächsen fernhalten und dich geistig leistungsfähig halten in der bevorstehenden Hitzeperiode. Währen

02. es dämmerte dee / dees dämmern / dee dämmern / dee dämmern / dämmern / dee

Bild
02. es dämmerte dee / dees dämmern / dee dämmern / dee dämmern / dämmern / dee Nach dem Duschen und dem kurzen Aufräumen hatte sie sich einen Gourmetkaffee gebrüht und sass nun in ihrer Frühstücksnische, starrte ihre apathische Katze an, die neben dem Mikrowellenherd lag, und mischte ihre Spielkarten. Dee hatte einen Lebensabschnitt erreicht, in dem diese den Rest des Tages bestimmten. Sie war bereit Patience zu spielen. Wenn sie gewann, beantwortete sie dann immer ihre E-Mails und hielt im Web Ausschau nach Liebe. Wenn sie jedoch wiederholt verloren hatte, nahm sie etwas zur Stimmungsaufhellung ein, bereitete das Mittagessen zu und verfiel in der verbleibenden Zeit des Tages in einen Gemütszustand ähnlich dem ihrer Katze. Jahrelang hatte sie dieselben Spielkarten wieder und wieder gemischt. Sie waren abgegriffen, fühlten sich angenehm an und raschelten, wenn sie durch die Finger glitten. Ihr Geruchssinn wurde angeregt durch den modrigen Duft, der ihnen entströmte. Das Patiencespiel wa

03. teddy

Bild
  03. teddy Teddy: Ist das etwa wahr? Ich hörte, dass dieses Buch beinahe nicht veröffentlicht wurde wegen eines Streits zwischen den Autoren. Martha: Ja, Teddy. Ich wollte einen Roman schreiben über den Machtmissbrauch; du weisst, im Wesentlichen über die Auffassung der Menschen, dass es ein gottgebenes Recht sei, die Natur zu kontrollieren. Icky, ich meine K.Y., leider vergesse ich das immer. Jedenfalls wollte er über Büroklammern schreiben und starke Waschmittel. Ich konnte die Bedeutung nicht erkennen. Bill: Nichts gegen Büroklammern und Waschmittel. Wir haben Filialen, die schon lange outsourcen. Wer, glaubst du, sponsert denn sonst diese Show? Mutter: Mein Lieber! Sobald sie erfuhren, dass ich kochen und putzen und einen Computer bedienen kann, wollten sie alle mich heiraten. Sie sind eben Jungs. Wann endlich werden Frauen lernen, ihren Söhnen beizubringen, für sich selbst zu sorgen? Bud: Einen Augenblick. Komme ich in dem Buch auch vor? Dr. K.Y.: Ja, ich glaube, dein Name

04. sonniger tag im wirklichen leben

Bild
  04. sonniger tag im wirklichen leben Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte die Lobby von Realife, während Büroklammern vom Fussboden aufhob. Candi hatte das automatische Büroklammerger.t angestellt, als sie ihre weisse Handtasche auf die Theke geschleudert hatte. Explosionsartig hatte es Klammern überall auf ihrem Arbeitsplatz verstreut. Auf allen Vieren kroch sie hinter den Schreibtisch und hörte jemanden leise niesen. Verwirrt verharrte sie eine Sekunde lang regungslos, erhob sich plötzlich und streifte mit ihrer Schulter eine Ecke des Tisches. „Au, verdammt! Oh, hallo! Verzeihung! Ich wusste gar nicht, dass noch jemand hier ist“, sagte sie, rieb sich die Schulter und warf einen Blick auf ihren Dienstkalender. „Sie müssen …“ „Martin Griess von der Werbefirma Madd&Sons. Ich bin um neun mit Mr. Cole verabredet.“ „Sie sind etwas zu früh gekommen, Mr. Griess. Mr. Cole ist noch nicht da. Bitte, nehmen Sie Platz! Er muss gleich kommen.“ „Danke! Übrigens, ich sah Sie